Oberflächlich. „Oberflächlich“ ist das erste Wort, welches mir in den Sinn kommt, wenn ich über Geld als Motivator nachdenke. Den meisten Menschen in unserer Gesellschaft dürfte es ähnlich gehen. Früh bekommen wir mit auf unseren Weg gegeben, dass Geld „nicht alles ist“ und vor allem nicht glücklich macht.
In Filmen, Serien und Geschichten spielen reiche Personen häufig die Bösewichte. Sie sind raffgierig, gemein und eben oberflächlich. Der Held kommt stets aus armen Verhältnissen und kann mit materiellen Reichtümern nicht viel anfangen. Luft und Liebe sind ihm oder ihr ausreichend. Eine Ausnahme mag Batman sein, aber natürlich auch nur, weil er seinen Wohlstand eigentlich verachtet und sich verpflichtet fühlt ihn für sein philanthropisches Projekt als humanoide Fledermaus zu verwenden.
Ideologie und Geld
Wer das Glück hatte in Deutschland eine staatliche Hochschule als BWL-, Jura- oder VWL-Student zu besuchen, wird die Erfahrung gemacht haben, dass nicht alle Kommilitonen Fans dieser Studienrichtungen sind. Insbesondere an ideologisch aufgeladenen Universitäten wie in Berlin. Studierende, die im Asta oder ähnlichen Organisationen aktiv sind, lassen einen gerne ungefragt wissen, dass sie einen für geldgierige Kapitalisten ohne Moral und Verstand halten.
Aber auch Menschen, die nicht 12 Jahre ihres Lebens mit dem Besetzen von Vorlesungssälen verbringen, haben meistens eine negative Einstellung zu Geld und Wohlstand. Geld braucht man zum Leben aber Geld sollte kein Leitsatz im Leben werden, so die verbreitete Ideologie. Geld lasse schließlich das schlechteste in einem Menschen zum Vorschein kommen. Geld verändert Menschen. Das sei natürlich nicht gut.
Wer in so manchen Städten im Anzug die U-Bahn betritt wird argwöhnischer betrachtet, als jemand der in fleckiger Jogginghose den Alltag bestreitet. In Berlin bin ich passioniert in beiden Rollen unterwegs (versuche allerdings die Flecken zu vermeiden). Viele scheinen den Anzug noch immer als Wohlstandssymbol zu betrachten und damit als etwas oberflächliches. In Wahrheit tragen die wirklich wohlhabenden wahrscheinlich eher Jeans und Pulli…
Monetäre Motivation ist vollkommen in Ordnung
Wer ein gewisses Maß an finanzieller Unabhängigkeit anstrebt, sollte ernsthaft seine Einstellung zum Thema Geld auf den Prüfstand stellen. Häufig merken wir gar nicht, wie beschädigt unser Verhältnis zu finanziellen Dingen ist. So ist es fast normal bei uns, wenn Angestellte in geduckter Haltung zum Chef gehen um mehr Geld zu fordern. Oder viel eher: Um mehr Geld zu bitten. Es hinterlässt einen schlechten Geschmack im Mund bei den Meisten, wenn wir mehr Geld wollen.
Ebenso sprechen wir in unserer Gesellschaft kaum ernsthaft über Geld. „Über Geld spricht man nicht, Geld hat man“, sagt mein Opa gerne. Gehaltsstrukturen in den meisten Unternehmen sind sehr intransparent. Das fördert auch mangelnde Lohngerechtigkeit. Selbst unter Freunden reden die wenigstens Menschen über finanzielle Dinge. Zu groß ist die Angst als oberflächlich abgestempelt zu werden oder neidische Reaktionen auszulösen. Dabei muss ein Gespräch über finanzielle Dinge nicht stets zum Schwanzvergleich ausarten.
In einer mikroökonomischen VWL-Vorlesung wird viel über Motivatoren gesprochen. Was motiviert einen Menschen zu arbeiten?
Klar, man möchte bezahlt werden. Schließlich trudeln jeden Monat Rechnungen ein. Aber was macht Menschen am Arbeitsplatz glücklich?
Herzbergs Zwei-Faktoren-Theorie besagt, dass Lohn lediglich ein Hygiene-Faktor ist. Das bedeutet, Geld ist eine Voraussetzung dafür, dass wir arbeiten, es kann uns aber nicht dauerhaft motivieren. Zu den Motivatoren gehören dagegen Faktoren wie Anerkennung, erfüllende Tätigkeiten und und Wachstumsmöglichkeiten.
Grundsätzlich würde ich dem zustimmen: Ein Job, der exzellent zahlt dafür aber unfassbar langweilig oder nervlich belastend ist, ist die Sache nicht wert. Andererseits glaube ich eine monetäre Motivation spielt eine entscheidende Rolle bzw. sollte eine deutlich größere Rolle bei vielen Menschen spielen.
Monetäre Motivation heißt sich nicht unter Wert zu verkaufen
Wer monetär motiviert ist, der schätzt sich selber wert und fordert diesen Wert auch als Gegenleistung für erbrachte Arbeit ein. Eine kritische Überprüfung des eigenen „Marktwerts“ führt häufig zur Erkenntnis: Ich sollte eigentlich mehr verdienen. Einige Menschen belassen es bei der Erkenntnis und beschränken sich lieber auf Meckern und ihre Motivation bei der Arbeit lässt nach. Andere werden beim Chef nach einer Lohnerhöhung oder Beförderung fragen. Diejenigen, denen eine solche nicht bewilligt wird, stellt sich die Frage: „Was nun?“.
Ein Großteil ist zu komfortabel um zu handeln. Zu wenig monetär motiviert. Die Ablehnung wird hingenommen. Die wirtschaftliche Lage der Firma ist derzeit suboptimal. Das ist verständlich. Vielleicht gibt es nächstes Jahr ja 3% Erhöhung für die Belegschaft. Und der Udo sieht auch recht blass um die Nase aus. Wahrscheinlich macht der es nicht mehr lang. Dann gibt es eine neue Aufstiegsmöglichkeit.
Der Rest wird es nicht hinnehmen unter Wert behandelt zu werden. Da wird das Herz in die Hand genommen und sich eine neue Position gesucht.
Monetäre Motivation betrifft auch Prioritäten. Beispielsweise für einen besser bezahlten Job umziehen? Da wird jeder abwägen. Eine neue Stadt oder vielleicht sogar Land fern von dem Gewohnten und ohne Freunde? Das liegt abseits der Komfortzone. Wer rational denkt und monetäre Aspekte entsprechend hoch gewichtet, der wird aber vielleicht zu dem Schluss kommen, dass es sich langfristig lohnen kann.
Fazit
Ich bin monetär motiviert. Das bedeutet nicht, dass ich ausschließlich monetär motiviert bin. Eine Vielzahl an Faktoren spielen bei mir eine Rolle, wenn ich Karriereschritte evaluiere. Geld ist einer davon. Und ein sehr wichtiger.
Dagegen spricht auch nichts. Gesellschaftlich mag es geächtet sein, sich als monetär motiviert zu outen aber die harte Wahrheit ist eben auch, dass finanzielle Unabhängigkeit und monetäre Motivation Hand in Hand gehen. Monetäre Motivation bedeutet nicht immer nach dem höchstbezahlten Job zu geifern. Es kann auch bedeuten seinem Partner zu sagen: „Pass auf, eine hohe Sparquote ist mir für unsere gemeinsame Zukunft wichtig und daher schlage ich vor statt Urlaub auf den Bahamas lieber nach Mallorca zu fliegen.“
Zusammengefasst: Monetäre Motivation bedeutet dem Faktor Geld bei Entscheidungen die Gewichtung zu geben, die es verdient.
Hast du schon die letzte Ausgabe von AFW gelesen?
Mit der Rechtschreibung bist du etwas auf Abwegen. Da könntest du manchmal etwas besser abwägen. 😉
Danke für den Hinweis! Leider habe ich nur eine Schule in meinem Leben besucht: Die School of Hard Knocks 😉