Na, immer noch im „Lockdown“, „Lockdown Light“ oder „Brückenlockdown“? Oder vielleicht einfach Fan von fancy Tabellen? Perfekt – Es wird Zeit Ordnung in dein Depot zu bringen!
Broker bieten häufig nur schlechte Lösungen an
Für viele Privatanleger reichen die Informationen, die auf der Webseite ihres Brokers zu finden sind, vollkommen aus. Kaufpreis, aktueller Preis, unrealisierter Gewinn/Verlust. Da endet es mit der Analysefunktion der meisten Broker allerdings auch bereits. Ich habe beispielsweise unter anderem ein deutsches Depot bei der DKB und die Performance-Übersicht ist eine Katastrophe. Analyse-Tools sind quasi nicht vorhanden. Selbst der Download einer .CSV Datei zur eigenen Analyse gestaltet sich schwierig.
Warum?
Zum einen behalte ich gerne den Überblick über meine aktuellen Positionen, die Entwicklung meines passiven Einkommens und Dividendenhistorie. Zum anderen habe ich gerne einen Überblick über meine Watchlist.
Fragen, die mir mein Portfolio-Tracker beantworten soll:
- Wie hat mein Portfolio in der Vergangenheit performed?
- Wie viel Dividenden habe ich kassiert?
- Wie sieht meine Dividenrendite bezogen auf meinen Kaufkurs vs. aktuellem Kurs aus?
- Wie viel Dividenden kann ich für das Gesamtjahr erwarten?
- Ich habe Depots in Deutschland und den USA und möchte die Entwicklung zusammen betrachten – Wie sieht die Entwicklung meines Gesamtportfolios aus? Was der Einfluss vom USD-EUR Kurs?
- Insbesondere für mein US Portfolio stellt sich die Frage nach steuerlichen Einflüssen. Anders als in Deutschland gibt es keine Abgeltungssteuer, die Rechnung bekommt man erst mit der Steuererklärung aufgetischt. Was schulde ich Uncle Sam?
- Kursverlauf ist eine Sache, doch wie sieht die Gesamtentwicklung einer Aktie inklusive Dividende aus?
- Wie ist mein Portfolio zusammengesetzt? Wo liegen meine Schwerpunkte? Ist eine Branche übergewichtet? Klumpenrisiken?
- Und so weiter und so fort…
Das Problem
Sein wir ehrlich: Ich bin bequem. Wenn es für etwas ein gutes Tool gibt, werde ich es bestimmt nicht selbermachen. Das Rad neu zu erfinden hat für mich wenig Anreiz in dem Gebiet. Folglich habe ich so ziemlich alles ausprobiert, was es kostenlos auf dem Markt gibt (bitte melde Dich, falls ich ein gutes Tool nicht auf dem Schirm hatte):
- DKB Broker und US Broker – Am einfachsten wäre es näturlich, wenn mein Depotanbieter bereits all Informationen liefert, die ich benötige. Leider ist dies nicht der Fall. Insbesondere die DKB ist da eine Katastrophe. Dazu kommt bei mir die Verwendung mehrerer Banken (in Deutschland und USA) – ich hätte aber gerne eine Übersicht an einem Ort.
- Morningstar Portfolio – Der Morningstar Portfolio Manager ist ein etwas in die Jahre gekommenes Onlinetool, welches jedoch noch immer einige Vorteile bietet. Daten können per .CSV Upload schnell hochgeladen werden und Morningstar bietet viele Informationen: Dividendenrendite, ex-dividend Datum, aktuelle News und vieles mehr. Das Problem ist der Fokus auf US Aktien. Für viele internationale Aktien sind nicht einmal Kursinformationen verfügbar. Zum Beispiel: Für den Ticker der Deutschen Konsum REIT gibt es nur eine Fehlermeldung. Zudem ist die Optik in die Jahre gekommen, es gibt kaum Charts, keine grafischen Auswertungen und das Tool ist nur wenig individualisierbar.
- Personal Capital – Personal Capital bietet eine kostenlose Website zur Finanz- und Vermögensplanung an. Das Tool ist gut gemacht, optisch ansprechend und bietet vor allem für die Altersvorsorge gute Daten an. Die Schnittstellen mit meinen US Depots, 401k, Bankkonten funktioniert einwandfrei. Wie zu erwarten klappt die automatische Einbindung der deutschen Accounts nicht. Man kann zwar Aktien manuell hinzufügen, allerdings ignoriert auch Personal Capital internationale Handelsplätze und Informationen über den aktuellen Kurs hinaus gibt es kaum.
- Apps – „Mobile First“ lautet das Gebot der Stunde und so habe ich mich auch im Appstore umgeschaut. Die Mint-App ist ansprechend, doch die Integration deutscher Bankaccounts funktioniert auch hier nicht. Außerdem liefert sie keine weiterführenden Daten zu einzelnen Aktien. Die App „DivTracker“ hatte ich installiert, da ich einen Überblick über anstehende Dividendenzahlungen haben wollte. Leider funktioniert die App absolut nicht. Alle weiteren getesteten Apps sind es nicht mal wert hier genannt zu werden.
Selbst ist der Anleger
Ich bin ein großer Fan von Google Sheets. Nach anfänglichen Problemen hat sich die Tabellenkalkulations-App von Google zu einer echten Alternative zu Excel entwickelt (wenn man nicht gerade komplexe Kalkulationen benötigt). Google Sheets bietet alle grundlegenden Funktionen zur Analyse und bietet zudem sinnvolle Add-Ons an. Großer Vorteil: Man kann von überall auf die Tabellen per Browser zugreifen. Natürlich sollte man sicherstellen, dass das eigene Google-Konto entsprechend geschützt ist.
Das beste an einer eigenen Lösung: Individualisierbarkeit. Man kann seinen Portfolio-Tracker nach eigenen Wünschen anpassen, Visualisierungen einfügen, unnötiges rausschmeißen und ad-hoc Analysen durchführen.
Daten, Daten, Daten
Die erste Challenge: Wie komme ich an tagesaktuelle Kursdaten? Natürlich möchte ich nicht jeden Tag Kursdaten händisch eintragen, sie sollen sich automatisch aktualisieren.
Google Sheets bietet die GOOGLEFINANCE Function um gewisse Aktieninfos zu ziehen (z.b. den aktuellen Kurs aber auch viele andere KPIs). „=GoogleFinance(„NYSE:DIS“, „price“)“ etwa liefert den aktuellen Preis der Disney Aktie. Das funktioniert für Bluechips auch ganz gut. Für andere Aktien (insbesondere Aktien, die nicht in den USA gelistet sind) dagegen liefert die GOOGLEFINANCE Function keine Ergebnisse.
Was tun? Ich habe mich nach alternativen Lösungen umgeschaut und bin dabei auf mehrere Add-Ons gestoßen, die Abhilfe schaffen sollen. GainFactor beispielsweise ist ein Add-On, welches eine einfache Einbindung von Aktieninformationen und vieles mehr verspricht. Ich habe es ausprobiert und war grundsätzlich angetan. Das Add-On lässt sich einfach bedienen und hat auch Daten für Titel, die GOOGLEFINANCE nicht parat hält (wenn auch bei weitem nicht alle, insbesondere deutsche Small Caps). Der Nachteil: Nach einer Testphase von 14 Tagen muss man ein Abo abschließen um das Add-On weiterhin nutzen zu können. Ich war nicht zu 100% glücklich und wollte daher nicht zahlen.
Das Problem Nummer 1 scheint also zu sein, Daten für alle Positionen im Depot zu erlangen. Wer hat alle Daten? Yahoo Finance! Man kann über die Website sagen was man will (viel Werbung, stürzt andauernd ab…), aber sie hat Kursinformationen von fast allen Handelsplätzen. Ob US Bluechip, ETF oder deutsches Small Cap: Yahoo Finance hat Daten. Doch wie bekomme ich die Daten automatisch von Yahoo Finance in mein Google Sheet?
Yahoo bietet eine API an, um auf Daten zugreifen zu können. Mir fehlt es an den entsprechenden Fähigkeiten um damit arbeiten zu können aber zum Glück gibt es auch hier ein Add-On: WebDataHub ermöglicht die Nutzung verschiedener APIs, darunter Yahoo Finance. Die Nutzung ist denkbar einfach und liefert gute Daten. Es gibt nur ein Haken: Ab 100 Aktualisierungen pro 24 Stunden ist Schluss. Danach müsste man zahlen. 100 Aktualisierungen sind dabei schnell erreicht, da jede Zelle in Google Sheets, die Daten von Yahoo zieht, als separate Aktualisierung gezählt wird. Die Kosten für mehr Aktualisierungen erscheinen mir als übertrieben – also weiterschauen.
Weitere Recherche brachte eine weitere Möglichkeit zum Vorschein: Daten von Yahoo Finance „scrappen“ mit JSON. Google Sheets bietet einen Script Editor an, in den sich der JSON code eingeben lässt. Wem das schon wieder zu kompliziert ist (wie mir), dem bleiben Templates als guter Ausgangspunkt, die das JSON Script bereits inkludiert haben. Ich kann das kostenlose Template von Inve$tment Moat$ empfehlen. Es ist ein idealer Ausgangspunkt, weil durch das JSON Script sich sämtliche Aktien- und ETF-Kurse von Yahoo Finance ziehen lassen. Es ist damit das erste Tool, welches mir dies ermöglicht. Das Template braucht sicherlich ein paar Stunden Arbeit für Individualisierung und Anpassung an die eigenen Ansprüche, aber das ist nicht weiter wild. Auch lässt sich das Template wunderbar mit anderen Tool, wie WebDataHub verbinden.
Sneak Peak in den FyouMoney Portfolio Tracker
Ich bin noch in der „customization“ Phase, doch bereits sehr begeistert von meinem Tracker. Endlich alle Infos an einer Stelle. Meine Key Features bisher:
- Net Wealth
Ich wollte gerne einen Überblick über alle Finanzen haben, nicht nur meine Aktien und ETFs. Ich verbinde in meinem Tracker also sowohl alle Depots als auch Cash und 401k Bestände. Graphisch lässt sich dann schön die Aufteilung in die einzelnen Anlageklassen, sowie die Wertentwicklung über die Zeit, darstellen. - Aktien Tracker
Der Tab für meine Aktien sieht derzeit ungefähr so aus (zur besseren Übersicht in zwei Reihen):
Die erste Spalte „Category“ ermöglicht es mir meine Positionen in verschiedene Kategorien zu unterteilen um dann später separate Analysen zu fahren. „Yahoo Price“ zieht den tagesaktuellen Kurs, gefolgt von Dividende pro Aktie (derzeit leider noch manuell), sowie der Tagesentwicklung. Anschließend kommt die Dividendenrendite bezogen auf den Kaufpreis, sowie bezogen auf den derzeitigen Preis, unrealsierter Gewinn, drei Charts, Dividendeninfos und Marktpreis. Also alles was ich für den schnellen Überblick benötige. Wahlweise lassen sich auch noch KGV und andere KPIs hinzufügen.
3. Transaction Tracker
Im Transaction Tracker werden die einzelnen Transaktionen abgebildet. Derzeit noch recht manuell aber mein nächstes Ziel ist es einen einfachen .csv Upload zu ermöglichen. Allerdings sind ist die manuelle Eingabe auch nicht dramatisch, da ich ja nicht jeden Tag trade. Der Transaction Tracker ist wichtig, weil es dem „Aktien Tracker“ als Input dient, um beispielsweise Rendite nach Dividende usw. zu berechnen. Außerdem habe ich ein weiteres Tab für Steuern, welches sich aus dem Transaction Tracker füttert.
Zudem lässt sich die Eingabemaske bequem nach Aktien filtern, wodurch man auch nach Jahren zum Beispiel die eigene Dividendenhistorie nachvollziehen kann:
4. Grafische Darstellungen
Der kreativen Entfaltung sind jetzt keine Grenzen mehr gesetzt. Pie-Chart für über alle Einzelaktien? Why not?!
Nettovermögen? Klar!
Ich werde in den nächsten Tagen noch viel damit spielen und bin für Anregungen offen. Jedenfalls kann ich den DIY Portfolio Tracker als weitere Lockdown Beschäftigung nur empfehlen!
Cheers.
Moin Moin,
na da ist dir jetzt aber ein Schnitzer passiert 😉
PortfolioPerformance heißt das Tool der Stunde. Nach einener kurzen Einarbeitung geht fast alles!
Guter Tipp – Sieht nach einer guten Software aus und werde mir das Teil mach herunterladen. Ich suche allerdings nach einer Lösung die noch mehr Möglichkeiten zur Individualisierung bietet, da ist Tabellenkalkulation King. Zudem kann ich Google Sheets überall hin mitnehmen. Vielleicht bietet PP aber gute Anregungen für ergänzende Funktionalität.
Bei der Individualisierung bin ich voll bei dir! Mals schnell noch eine Spalte einfügen die etwas berechnet ist leider nicht, andererseits, wenn ich bedenke was es mich an Zeit gekostet hätte mein jetziges PP Dashboard in Excel nachzubilden, nein Danke 😀
ps. die Software ist portabel, daher wenn sie auf dem NAS oder in der DP liegt, ists auch über mehrere (Desktop) Geräte unporblematisch. Versuch es echt mal mit ein zwei Stunden rumspielen/einarbeiten, ich glaube da brauchst du auch nicht viel Anderes.
ps. bin sehr happy wenn nun nach deinem CPA (meinen Glückwunsch!) wieder mehr top Content kommt 🙂
Ja. Zustimmung. PP -> PortfolioPerformance.
VGrüße
Meine Vorredner haben Recht. Portfolio Performance macht all das für meine in- und ausländischen Depots, Gehaltssparplan, etc.
Bin auch bei der DKB. Die Lücke schließt Portfolio Performance perfekt.
Portfolio Performance to the rescue!
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