Der Ameisenhaufen

Kommende Woche feiert das chinesische Fintech Ant Group sein Börsendebüt. Die von Jack Ma (Alibaba) mitgegründete Firma wird dabei den US Börsenplätzen die kalte Schulter zeigen und nur in Shanghai und Hong Kong gelistet sein. Es ist eine Zeitenwende.

Bei einer voraussichtlichen Bewertung von $313 Milliarden spielt AntGroup in der selben Liga wie Zahlungsdienstleister Mastercard ($319 Milliarden) oder die US Bank JPMorgan Chase ($309 Milliarden). Dabei wurde das Unternehmen 2018 noch mit $150 Milliarden bewertet.

Ant wird voraussichtlich $34 Milliarden aus dem IPO erlösen – Der größte Börsengang aller Zeiten. Auf Platz Zwei folgt Saudi Aramco, danach vier weitere chinesische Börsengänge.

Für die astronomische Bewertung und den Vergleich zu den Riesen der Branche gibt es durchaus gute Gründe:

  • Alipay (die mobile Zahlungslösung von Ant) hat mehr als zweimal so viele aktive User als Paypal und auch deutlich mehr Zahlungen abgewickelt im vergangenen Jahr
  • Visa gibt an bis zu 65.000 Zahlungen in der Sekunde abwickeln zu können…Ant hat während dem Shoppingevent „Singles Day“ bis zu 459.000 Zahlungen in der Sekunde abgewickelt
  • In der Volksrepublik ist das mobile Zahlen selbstverständlich. Covid-19 wird diesen Trend auch in anderen Regionen verstärken (nur der Deutsche liebt noch sein Bargeld…)

Um den Börsengang ist in China ein wahrer Hype entstanden. Khoon Goh, ANZ Bank, hat in einem Reuters Interview gesagt: „Every man and their dog will be trying to get in.“ – Der Börsengang ist bereits hoffnungslos überzeichnet. Angeblich bieten Unternehmen Privatanlegern in China Kredite an, um die Aktien zu zeichnen. Jeder will ein Stück vom Kuchen. Ein Schelm, wer dies mit Argwohn betrachtet.

Denn der künftige Erfolg von Ant ist keineswegs vorgezeichnet:

  • Ant ist in China dominant – doch die Bewertung dürfte bereits eine globale Expansion mit einpreisen. Eine solche dürfte sich schwierig gestalten. Insbesondere in westlichen Ländern wächst die Skepsis gegenüber chinesischen Unternehmen. Das gilt gerade dann, wenn die Unternehmen sensible Daten verwalten. Was „sensibel“ ist, wird dabei weitläufig ausgelegt, wenn man sich die Diskussion um TikTok anschaut. So hat die Trump Regierung 2018 bereits die Akquisition von MoneyGram durch Ant verhindert.
  • Die Abhängigkeit von chinesischen Unternehmen vom guten Willen der Regierung bringt für Investoren stets eine gewisse Unsicherheit mit sich.
  • Ant ist selbst in China nicht unangefochten. Tencent (über WeChat) bietet ebenfalls beliebte Zahlungslösungen an.

So oder so, der Rekordbörsengang kündigt eine Zeitenwende an. Chinesische Firmen haben einen riesigen Markt daheim zur Verfügung und richten ihren Blick vermehrt auch auf globale Expansion. Gegenwind aus den USA scheint eine immer geringere Rolle zu spielen. Im Handelsstreit zwischen den beiden Ländern drohte die US Regierung mit einem Delisting chinesischer Firmen von den US Börsen. Ant und Co. scheint dies wenig zu beeindrucken. Man braucht die US Börsen nicht mehr um Zugang zum Kapitalmarkt zu erlangen. Das überzeichnete Listing in Shanghai und Hong Kong zeigt dies auf beeindruckende Art und Weise. Lediglich die großen US Banken verdienen auch bei diesem Börsengang als Unterzeichner ordentlich mit.

Dies unterstreicht ein neues chinesisches Selbstbewusstsein. Wenn man den offiziellen Zahlen glaubt, ist China deutlich besser durch die Corona-Pandemie gekommen als seine westlichen Wettbewerber. Während in Europa und den USA vom Lockdown Part II die Rede ist, ist man in China zurück in der Wachstumszone. Schon längst ist China nicht mehr nur das Land der billigen Fertigungsindustrie sondern global leader in vielen Zukunftsindustrien.

Investieren in China

In einem meiner Lieblingsbücher zum Thema Investieren „A simple path to wealth“ von JL Collins argumentiert der Autor, dass die Investition in regionale ETFs, wie einem China-fokussierten Indexfonds, unnötig sei. Ein ETF auf den breit-diversifizierten S&P 500 reiche vollkommen aus. Die Logik dahinter: In einer globalisierten Welt profitieren auch Unternehmen im S&P 500 vom Aufstieg der Volksrepublik. Schließlich verkaufen US Unternehmen Autos, Flugzeuge und Dienstleistungen auch an Chinesische Unternehmen und Konsumenten.

Ich glaube, dass diese Logik immernoch valide ist, wenn auch mit abnehmender Tendenz. Der Trend geht zu einer Marktdominanz chinesischer Unternehmen in ihrem Heimatmarkt, befeuert durch einer neue Innovationskraft und Protektionismus der Regierung. Ein Investment in den S&P 500 kann dies nicht mehr abbilden.

Als Resultat habe ich mir auch einen ETF mit Fokus auf börsennotierte chinesische Unternehmen ins Depot gelegt.

Fyoumoney Shop – Das Depot

Der Fyoumoney Shop „Das Depot“ hat seine Pforten geöffnet. Zu erwerben gibt es witzige oder stylische Artikel für den Anleger von Welt!

Etwaige Gewinne sollen dem gemeinnützigen Verein „Arbeiterkind“ zu Gute kommen, der Studenten aus Arbeiterfamilien unterstützt.

Ich bin noch dabei neue Design in den Shop zu laden aber meine derzeitigen Favoriten sind die folgenden Produkte:

Cheers.

5 Kommentare

  1. Schön, wieder von dir zu hören!
    Kurze Frage zum ETF. Welchen chinesischen hast du dir denn gegönnt? -iShares MSCI China A UCITS ETF?
    Und wenn ja, bzw generell: Nutzt du deine ETFs als Sparpläne oder kaufst du sie dir einzeln – was ja wieder zu Orderkosten führen würde.
    In dem Beispiel oben ist dieser z.B. bei onvista nicht sparplanfähig, da bliebe (ohne freebuys) ja nur das einzelne Kaufen.
    Grüße!

    • Ja genau den. Ich bespare den ETF nicht und investiere hin und wieder Einzelsummen. Dazu muss ich sagen, dass ich den Grossteil meines Geldes mittlerweile ueber einen US-Broker investiere, bei dem auf die meisten Finanzprodukte keine Ordergebuehren faellig werden.

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