AnotherWeek

Herzlich Willkommen zur neuesten Ausgabe von Another F*cking Week!

Alle wieder raus aus den Bunkern – der Crash wurde verschoben! Nachdem es letzte Woche etwas bergab ging (eine vollkommen neue Erfahrung für jüngere Anleger), war diese Woche wieder Grün die Trendfarbe an den Börsen. Außer halt bei Fresenius aber so ist es immer: Ein Gast hat den Dresscode nicht gelesen oder aber absichtlich ignoriert.

Dabei gilt natürlich: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben! Die nächsten Wochen dürften interessant werden. Die Fed hebt die Zinsen im Dezember vermutlich erneut um 0,25% an. Die Reaktionen auf die vergangene Anhebung werden sie davon nicht abhalten, insbesondere weil nach einer Woche wieder alles gut war. Trump ist davon kein großer Fan, doch stetige Zinsanhebungen sind der richtige Weg. Aktionäre mögen das nicht begrüßen aber bei Zinsen von 0% fehlt der Fed ein wichtiges Instrument für die nächste Krise. Auch bei der ZEB wird es Zeit, sich die Nadel aus dem Arm zu ziehen.

Für Privatanleger gilt dabei mal wieder: Einfach mal die Füße stillhalten.

Die steigenden Zinsen erinnern mich dabei übrigens an eine Diskussionsrunde im letzten Jahr, an der auch der Finanzwesir und der Finanzrocker teilnahmen. Im betahaus in Hamburg hatte die Comdirect-Bank zu einem Tag rund um das Thema Finanzen geladen. In dieser hochkarätigen Runde befand sich auch ein älteres Semester, der augenscheinlich finanziell ausgesorgt hatte. Immer wieder meldete er sich dabei zu Wort und belächelte ETF-Investoren und Aktionäre. Er hätte schließlich wunderbare Renditen mit Bundesanleihen in seinem Leben erwirtschaftet. Sieben Prozent hätte es teilweise gegeben. Aktien seien ihm viel zu risikobehaftet und er hält das alles für Zockerei. Für diesen grandiosen Tipp muss ich mich mit einem freundlichen „Fyou“ bedanken! Schön für Ferdinand und Hans-Georg aber Privatanleger dieser Tage wären äußerst schlecht beraten, ihr Geld in Bundesanleihen anzulegen. Wenn es wieder 7% gibt, können wir nochmal reden.

Finanzthema der Woche

Wenn die Märkte sich in Aufruhr befinden, oder auch wenn sie es nicht tun, ist es stets ratsam sich mal mit anderen Dingen als dem eigenen Depot auseinanderzusetzen. Da die Börse aber so viel Spaß macht, eignen wir uns diese Woche mal etwas unnützes Börsenwissen an. Dieses kannst du wunderbar bei der nächsten Cocktail-Party zum Besten bringen. Ladies stehen auf den Scheiß…

Wusstest du nämlich, dass es in den USA verboten ist mit Futures auf Zwiebeln zu handeln?

Jetzt sagst du wahrscheinlich: „Ach hör mir uff! Is nisch wahr!“. Doch, mein Guter, dies ist ein Fun Fact aus der Welt der Finanzmärkte. Dein Erstaunen kann ich dabei total nachvollziehen. Schließlich kann man an der Rohstoff-Börse in Chicago mit so ziemlich allem handeln: Schweinehälften, Sojabohnen und Orangensaftkonzentrat. Warum also nicht mit der wunderbaren Zwiebel?

Nun, das werde ich dir sagen. Zunächst einmal zum Hintergrund. Futures sind Finanzprodukte, bei denen heute ein Preis für eine in der Zukunft zu liefernde Ware festgelegt wird. Landwirte können sich dadurch zum Beispiel vor enormen Preisschwankungen schützen. In dem sie heute einen Future auf Getreide abschließen und dadurch bspw. im Frühjahr zustimmen 5.000 Tonnen Weizen zu je 5 Euro die Tonne am 1. September zu liefern, sichern sie sich einen Preis von 5 Euro je Tonne. Wenn der tatsächliche Marktpreis am ersten September dann 8 Euro je Tonne ist, hat der Bauer Pech gehabt, denn er muss dennoch zu 5 Euro liefern. Fällt der Preis jedoch auf 3 Euro, so lacht sich der Bauer ins Fäustchen, denn er kann sein Weizen über dem Marktpreis loswerden. Es dürfte wenig schwierig sein, sich vorzustellen, dass mit Futures auch wunderbar spekuliert werden kann…

Zurück aber zur lieben Zwiebel. Im Jahre 1955 machte der Future-Handel auf Zwiebeln noch 20% des Handelsvolumens an der Chicagoer Rohstoffbörse aus. Bis der Zwiebelbauer und Händler Vincent Kosuga sich entschied, der Zwiebel-König zu werden.

Still und heimlich kaufte er Stück für Stück Zwiebeln und Futures auf Zwiebeln auf. Schlussendlich hielt er 98% aller Zwiebeln auf dem Markt, was immerhin 30 Millionen Pfund ausmachte. Damit kontrollierte er den Markt und schaffte einen Angebotsengpass. Kosuga und sein Kollege tarnten dabei ihre Käufe, indem sie die Zwiebeln kreuz und quer durch die Gegend schiffen ließen. Anschließend zwangen sie andere Farmer dazu Zwiebeln zu erwerben, da sie andernfalls den Markt mit ihren Vorräten fluten würden. Die Bauern begannen Zwiebeln zu kaufen.

Doch das war erst der Anfang von Kosugas Plan. Jetzt wo die Bauern Zwiebeln erwarben, zeichnete er gleichzeitig ohne Ende Short-Positionen auf Zwiebel-Futures. Er wettete also auf sinkende Preise in der Zukunft. Anschließend flutete er den Markt mit Zwiebeln. Er ließ gar LKWs mit Zwiebeln bis vor die Börse in Chicago fahren, die dort ihre Ware auf die Straße kippten. Das Absurde: Kosuga ließ so viele Zwiebeln nach Chicago bringen, dass in anderen Teilen der USA die Zwiebeln knapp wurden. Das Drama erfüllte jedoch seinen Zweck: Die Händler sahen das Überangebot an Zwiebeln und die Preise fielen. Waren zuvor 23 Kg Zwiebeln noch zu $2.75 gehandelt worden, so ging die gleiche Menge nun zu 10 Cent über den Tisch. Damit war zeitweise die Verpackung der Zwiebeln mehr wert als ihr Inhalt…

Bauern gingen teilweise in die Pleite und Kosuga wurde mehrfacher Millionär. Sein Handeln war unter damaligem Recht nicht illegal. Er eröffnete anschließend ein Restaurant unter dem ironischen Namen „The Jolly Onion Inn“. Es wird berichtet, dass er eine .38 Pistole und einen Schlagstock stets bei sich trug. Wohl aus Angst vor erbosten Zwiebelfarmern.

1958 schließlich ließ Präsident Eisenhower den Futurehandel auf Zwiebel verbieten.

Wer die Story im Detail hören möchte, dem empfehle ich den Podcast „Planet Money“ von NPR.

Tweet der Woche

„“Immobilienbesitzer flehen unter Tränen und auf Knien die Regierung an, dem Volk zu dienen“, wird ein Transparent aus der nordchinesischen Stadt Pingdingshan zitiert. Die Wut der Demonstranten rührt offenbar daher, dass sie im vergangenen Jahr zu Höchstpreisen Wohnungen gekauft haben und jetzt gleichwertige Immobilien deutlich billiger auf den Markt kommen.“ – Manager Magazin

Frechheit, da kauft man sich eine verdammt teure Immobilie und dann FÄLLT diese einfach im Wert. Wo gibbet denn sowas?

Daher proklamiere ich jetzt: „Aktionäre der Bayer AG flehen unter Tränen und auf Knien Frau Merkel an, dem Volk zu dienen!“

USA Lektion der Woche

Leben und arbeiten in New York City geht mit einer Vielzahl an neuen Erkenntnissen einher. Jede Woche möchte ich eine davon vorstellen.

Diese Woche habe ich meine bisher beste Pizza in der Stadt gegessen. Hier wird quasi ein ewiger Kampf um den Titel „Best Pizza in Town“ geführt. Eine harte Wahl, doch momentan steht für mich Rubirosa in der Prince St. auf Platz Eins!

https://www.yelp.com/biz_photos/rubirosa-new-york-2

Das Fuck You der Woche

Der Award Fuck You der Woche war eine beliebte Kategorie auf fyoumoney. Die Awardverleihung an Mick Knauff ist noch immer einer der meistgeklickten Artikel. Verliehen wurde der Award regelmässig an den grössten Non-Sense in der Finanzszene.

Diese Woche geht der Award an sinnbefreite Wortschöpfungen der Finanzpornographie.

Wie wir alle wissen, besteht das Internet zu 90% aus pornographischen Inhalten. Diese 90% wiederum, spalten sich auf in 95% nackter Haut und 5% Finanzen. In absoluten Zahlen stellt die Finanzpornographie also nur eine Minderheit des weltweiten Internetcontents dar, doch ihr Einfluss ist nicht zu unterschätzen.

Während die psychologischen Folgen übermäßigen Pornokonsums, insbesondere auf Heranwachsende, noch strittig und Gegenstand kontemporärer Forschung sind, ist man bei der Finanzpornographie schon einen Schritt weiter. Obleich selbstverständlich die Finanzpornographie ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist (und sogar die Lebensgrundlage von Gurus wie Max Otte und Mick Knauff bildet), ist der exponentiell negative Zusammenhang zwischen dem Konsum von Finanzpornographie und der Rendite von Privatanlegern längst zweifelsfrei nachgewiesen.

Dem interessierten Privatanleger wird es dabei keineswegs einfach gemacht, zwischen fundiertem Finanzwissen und Finanzpornographie zu unterscheiden. Selbst vermeintlich namenhafte Institutionen, wie die Hans-Böckler-Stiftung, tummeln sich mittlerweile im tiefen Becken der Finanzpornographie. Wie auch bei seinem, auf nackte Haut spezialisiertem, Gegenstück, gibt es bei der Finanzpornographie die verschiedensten Fetische. Jeder kommt auf seine Kosten. Häufig lassen sich regelrechte Konsumentenkarrieren beobachten: Beginnen die meisten noch bei inhaltsleeren Finanznachrichten, wie „Börse vor Acht“, regt sich beim all-abendlichen Beobachten von Anja Kohl und Co bald nichts mehr. Die nächsten Schritte gehen dann über Aktien-Gruppen bei Facebook über den Email-Newsletter von Knauff bis hin zu selbsterstellten Aktienanalysen. Von Dingen wie P2P, Krypto und Optionen möchte ich meinen unschuldigen Lesern lieber garnichts erst erzählen. Zu tief sind die Abgründe der Finanzen!

Passt also auf da draußen. Ein Geheimtipp: Wenn ihr eine Finanzseite besucht, dessen Name sich aus „Finanz“ plus „beliebiger Tiername“ zusammensetzt, ist es vermutlich bereits zu spät.

Zurück aber zu den sinnbefreiten Wortschöpfungen. Mein Highlight diese Woche: „mittlere Boomwahrscheinlichkeit“. Purer Sexappeal, wenn du mich fragst. Die Konjunkturexperten der Hans-Böckler-Stiftung haben diese Woche nämlich herausgefunden, dass die mittlere Boomwahrscheinlichkeit in Deutschland für die nächsten drei Monate bei 35% liegt!

Jetzt könnte man sich sicher fragen, was man mit dieser Information anfangen soll. Doch dies käme der Frage nach der Sinnhaftigkeit der Handlung eines echten Pornos gleich…

Mit Sicherheit lässt sich lediglich sagen, dass die mittlere Bullshitwahrscheinlichkeit bei dieser Studie bei 100% liegt.

Das Buch der Woche


Mit „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ von Yuval Noah Harari geht es diese Woche mal nicht um ein Buch rund um das Thema Finanzen.

„Eine kurze Geschichte der Menschheit“ ist dennoch nicht weniger faszinierend. Harari stellt in dem Buch anschaulich die Entwicklung der Menschheit von einem unbedeutendem Tier hin zum unangefochtenen Herrscher des Planeten dar. Ich habe mich nie besonders für prähistorische Geschichte interessiert. Im Geschichtsunterricht war dies für mich stets das langweiligste Kapitel. Nachdem ich jedoch so viel Positives über dieses Buch gehört hatte, entschloss ich mich dennoch es zu lesen.

Bereut habe ich es ganz und gar nicht. Harari hat einen spannenden Schreibstil und man lernt enorm viel über die frühe Entwicklung der Menschheit. Faszinierend sind dabei für mich die Parallelen, die der Autor zwischen menschlichem Verhalten damals und heute zieht. Viele unserer Eigenschaften lassen sich aus Anforderungen an unsere Vorfahren erklären.

Ebenfalls spannend ist die Frage, ob all der Fortschritt der vergangenen Jahrtausende die Menschheit tatsächlich „glücklicher“ gemacht hat. Spontan würde man das sicherlich bejahen. Harari zeigt jedoch, dass dies nicht unbedingt der Fall ist…

 

Wie immer freue ich mich über Feedback, Kommentare oder gerne auch Link-Tipps für die nächste Ausgabe und verbleibe ansonsten mit besten Wünschen für ein angenehmes Wochenende!

Würde mich ebenso freuen, wenn du dich für den Newsletter eintragen würdest!

Cheers.

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2 Kommentare

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