Die wilden Zwanziger, AT&T & Crypto Lending

Spürst du es auch schon? Dieses Kribbeln in den Gliedern? Frühlingsgefühle der besonderen Art?

Nachdem Covid-bedingt die „wilden Zwanziger“ etwas auf sich warten ließen, geht es jetzt langsam los. Die Impfe findet ihren Weg in immer mehr Arme, die Fallzahlen sinken, seit dieser Woche muss man in New York nur noch in öffentlichen Verkehrsmitteln Maske tragen (und dort wo Läden/Gyms es weiterhin verlangen). Selbst für Berlin werden Lockerungen für den Juni angekündigt, die fast so etwas wie Normalität versprechen. Perfekt, denn für Mitte Juni steht mein Besuch in der Mutterstadt an.

Die Pandemie scheint so plötzlich zu verschwinden, wie sie kam. Es ist schon etwas unwirklich, nach 14-15 Monaten Homeoffice und co.: Nachdem es seit Monaten darum ging Menschen tunlichst zu vermeiden, sind jetzt wieder Kontakte möglich. Es wird wohl eine Zeit dauern sich wieder an volle Züge und enge Restaurants zu gewöhnen aber ich glaube es wird schneller gehen, als man erwartet.

Post-Covid: Was bleibt?

Vielleicht fangen wir damit an, was nicht bleibt: Masken und Kontaktbeschränkungen. Noch vor ein paar Monaten habe in der New York Times einen Artikel gelesen, in dem Immunologen voraussagten, dass wir noch für mindestens ein weiteres Jahr Masken tragen werden. Ich glaube am Ende des Sommers werden wir kaum noch welche sehen. Ebenso gab es dutzende Artikel, bereits früh in der Pandemie, die das Ende der „Normalität“ vorhersagten. Der Begriff „New Normal“ wurde geprägte. Am Ende zeigt sich mal wieder: Nichts wird so heiß gegessen wie es gekocht wird, nicht mal eine Pandemie.

Was hoffe ich bleibt? Ich wünschte so etwas sagen zu können wie „mehr Miteinander, Menschlichkeit, Mitgefühl“ aber vermute, dass die Pandemie viele eher auseinander gebracht hat. Ich versuche es mit einer Nummer kleiner:

  • Flexibles Arbeiten: Was freue ich mich mal wieder ins Büro zu fahren oder zum Mandanten zu fliegen! Gleichzeitig habe ich die Flexibilität des Home-Offices auch genossen. Wir haben von daheim Unternehmen an die Börse gebracht, SPACs geboren und vieles andere mehr. Die letzten Zweifler des Home-Offices sollten verstummt sein. Flexibilität sollte normal werden. Sich für ein Meeting mehrere Stunden ins Flugzeug zu setzen, kann gerne der Vergangenheit angehören.
  • Weniger „business professional“: Seit Monaten rennen im Hintergrund des Zoom-Calls beim CFO Kinder herum, die Katze springt beim Kollegen auf den Schreibtisch und Krawatten habe ich ewig nicht gesehen. Die Menschen, mit denen man arbeitet, etwas privater kennenzulernen schafft eine neue Beziehungsebene und erleichtert das Arbeiten.
  • Mehr Optimismus: Wie absurd ist es eigentlich, dass die Menschheit in weniger als einem Jahr gleich mehrere wirksame Impfstoffe entwickelt hat? Das sollte uns optimistisch stimmen. Es gibt genügend Herausforderungen: Klimawandel, Armut, eine alternde Bevölkerung. Wenn wir weiterhin in Innovation investieren, können wir diese bewältigen.

AT&T und die Sache mit den Unternehmenstransaktionen

Ein Lamborghini ist nicht cool. Das ist nur was für Neu-Reiche. Weißt du was wirklich cool ist? Ein $85 Milliarden Unternehmen. Nur wer richtig Eier hat, bekämpft das Kartellamt 18 Monate lang vor Gericht und haut dann $85 Milliarden auf den Tisch. Wenn du als CEO willst, dass man sich noch in Generationen an dich als einer der „ganz Großen“ erinnert, reicht es nicht aus ein Unternehmen zu führen, Arbeitsplätze zu schaffen und Aktionären Rendite zu bescheren. Nein, wer als CEO etwas auf sich hält, muss wahrlich Großes bewegen.

Und genau darin liegt das Problem. Viele Unternehmenstransaktionen werden im Ego eines CEOs geboren statt in kühlen Berechnungen. Dicke Deals werden wie Pokale präsentiert. Jeder ist gerne ein Deal-Maker.

Die Saga um AT&T und Time Warner, die jetzt ihr Ende in einem Merger von Time Warner mit Discovery findet, ist ein perfektes Beispiel für die Auswüchse dieses Problems. 2018 wurde der $85 Milliarden Deal abgeschlossen. Es wurde viel von Synergien gesprochen. Man wollte nicht weniger als die Medienlandschaft revolutionieren. Die Traumschlösser konnten gar nicht groß genug sein. $85 Milliarden erschienen da fast ein Schnäppchen!

Am Ende bleiben ein riesiger Schuldenhaufen, der trotz niedrigen Zinsen auf dem Unternehmen lastet, nie realisierte Synergien und ein Deal mit Discovery, der AT&T Aktionären ihre üppige Dividende kosten wird. Die derzeitige Dividendenrendite von über 6,5% wird wahrscheinlich halbiert. Dafür werden Aktionären Anteile an dem Warner-Discovery eingebucht. Da viele Privatanleger AT&T Aktien gerade wegen der attraktiven Dividende halten, traf der Deal nicht eben auf Gegenliebe und spiegelte sich entsprechend im Kurs wider.

Dabei sollte eigentlich niemand überrascht sein: Harvard Business Review schätzt, dass 70-90% aller M&A Transaktionen scheitern (*hust* Bayer *hust*). Warum also, gibt es dennoch so viele davon? Ich glaube es hat vor allem folgende Gründe:

  1. M&A ist sexy – Wie am Anfang des Artikels beschrieben, ist eine große Unternehmenstransaktion das Prunkstück auf dem Lebenslauf eines jeden CEOs. Fussballer wollen Pokale, Schauspieler einen Oscar und CEOs wollen Prestige. Gerade weil so viele Transaktionen scheitern, verspricht ein erfolgreicher Kauf Ruhm und Ehre.
  2. M&A ist ein Business – Das Akquisitionen häufig nicht erfolgreich sind, ist meistens ein Problem für Aktionäre, Mitarbeiter und eventuell Gläubiger. Was allerdings nicht heißt, dass an einer gescheiterten Transaktion nicht gut verdient wird. Der Preis, der für ein Unternehmen gezahlt wird, ist eine Sache. Was an Kosten für Anwälte, Berater, Accountants und Banker anfällt, die Andere. Unternehmen und CEOs werden in diesem Umfeld bestärkt Transaktionen durchzuführen, wobei die Schaffung von „shareholder value“ dabei selten im Vordergrund steht. Das Management, dessen Unternehmen gekauft werden soll, ist dem oftmals nicht abgeneigt, da Exit-Klauseln im Vertrag einen goldenen Fallschirm liefern.
  3. M&A bietet Chancen – Die meisten Akquisitionen scheitern aber es gibt auch genug Beispiele von erfolgreichen Transaktionen. Wenn eine Akqusitionen strategisch Sinn macht, vernünftig bepreist ist und die Integration erfolgreich ist, bietet sie enorme Chancen. Synergien sind keine Fabeltiere, obwohl sie nur selten gesichtet werden. Ein Zukauf kann Wachstum beschleunigen, welches organisch Jahre dauern würde (und eventuell teurer wäre). Beispiele gibt es einige: Mit fällt Cisco ein, mit hunderten Akquisitionen, die mehrheitlich erfolgreich zu sein scheinen. Facebook hat Instagram für $1 Milliarde erworben. Damals als absurd teuer angesehen, steuert Instagram heute jährlich $20 Milliarden Umsatz bei.

Ich arbeite im M&A Bereich und finde Transaktionen unglaublich spannend – als Aktionär bin ich oftmals skeptisch. Was also tun mit den AT&T Aktien? Ich fand es spannend die Empörung Vieler in der Aktien-Twitter-Bubble zu sehen. Die Times Warner Transaktion sei offensichtlich ein Fehlschlag gewesen und dann auch noch die gute Dividende! Dabei wurde der Deal am Montagmorgen noch groß gefeiert. Mich überrascht es, weil das Kind doch schon längst in den Brunnen gefallen ist. Jetzt zieht das Management die Reißleine und verabschiedet sich von seinem Ausflug in die Medienwelt (der jetzige CEO hat übrigens den Bereich M&A unter dem Vorgänger geleitet und wickelt jetzt seine eigenen Deals ab). Was bekommen die Aktionäre als Gegenleistung? Dividende gekürzt und dafür Aktien eines neuen Medien-Riesen mit fragwürdiger Zukunft. Eine Dividendenrendite von 6,5% bei riesigen Schulden ist nicht nachhaltig und Aktien nur nach hoher Dividende auszusuchen macht keinen Sinn. Persönlich sehe ich in dem Deal Chancen und werde meine Aktien halten.

Krypto

Die Welt der Kryptowährungen bleibt weiterhin spannend. Elon Musk kann die Finger von Twitter nicht lassen und wurde von der Ikone der Cryptowelt zu ihrem Erzfeind in nur wenigen Wochen. Elon spielt jetzt mit Dogecoin aber es ist für jeden was dabei: Sushi, Safemoon, Tendies, die Liste der handelbaren Coins wird immer länger.

Inflationserwartungen heizen den Markt zusätzlich ordentlich an. Hardcore Kryptofans sehen Fiat Währungen als erledigt an und in Bitcoin und Co. die einzige Lösung. Letztlich ist die Anzahl der Bitcoins endlich und kann nicht durch eine Zentralbank verwässert werden. Dazu kommt eine gehörige Portion FOMO („fear of missing out“ für alle Boomer). Das Gefühl „alle werden reich außer ich“ hat schon so manche Blase verursacht. Nachdem ich meine Bitcoin-Position bei plus 350% verkauft hatte, musste ich mit ansehen, wie der Kurs nochmals deutlich anstieg. Auch mir ist das FOMO-Gefühl also nicht fremd.

Ein noch recht junger Trend ist das Crypto Lending. Beim Crypto Lending hinterlegen Krypto-Kreditnehmer beispielsweise Bitcoin als Sicherheit und bekommen dafür einen Kredit in Euro. Das kann für sogenannte HODLer Sinn machen, die ihre Krypto-Position nicht für Fiat Geld veräußern möchten, aber sich mit der Realität konfrontiert sehen, dass man ein Haus derzeit noch recht selten direkt in Bitcoin finanzieren kann. Außerdem würden durch die Veräußerung von Kryptowährungen mit unrealisierten Gewinnen Steuern anfallen.

Wer sich für die Besicherung eines Kredites mit Kryptowährung interessiert, sollte sich zuvor mit dem Konzept des „Loan to Value“ vertraut machen. Die Loan to Value Ratio bestimmt das Verhältnis zwischen der Kreditsumme und der Sicherheit in Form von Krypto. Bei einer LTV Ratio von 50% muss also das Doppelte der Kreditsumme durch Kryptowährung besichert sein. Sollte die LTV Ratio über 50% steigen, weil bspw. der Bitcoinpreis einbricht, kommt es zu einem „Margin Call“, also der Aufforderung weitere Sicherheiten bereitzustellen um die alte LTV wiederherzustellen. Sollte der Kreditnehmer dem nicht nachkommen, wird automatisch ein Teil der Sicherheit liquidiert. Angesichts der volatilen Kryptowelt bestehen neben der Aussicht auf hohe Zinsen also auch erhebliche Risiken.

Auf der anderen Seite bietet das Crypto Lending Fans des „digitalen Goldes“ auch die Möglichkeit ihre Krypto-Positionen auf eine Art „Sparbuch“ einzuzahlen und von dafür von Crypto Lending Anbietern Zinsen zu erhalten. Zinsen von um die 8% sind dabei derzeit keine Seltenheit und übersteigen damit deutlich jegliche Zinsen, die es auf traditionelle Sparbücher gibt. Wie immer gibt es die höheren Zinsen dabei natürlich nicht ohne Risiko: Einlagensicherung gibt es bei Crypto Lending nicht und man sollte bei der Auswahl eines Anbieters auch technische Risiken im Auge haben. Beim Vergleich der Anbieter kann die Plattform-Übersicht im CryptoStudio helfen, dort finden sich auch aktuelle Zinssätze und interessante Guides.

Cheers.

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