AnotherWeek

Herzlich Willkommen zur neuesten Ausgabe von Another F*cking Week!

Es weihnachtet schon sehr. In unserem kleinen Apartment in New York leuchtet der kleine Plastik-Weihnachtsbaum und die ersten Weihnachtsfeiern stehen an.

Ich freue mich auch zunehmend auf „Flying home for Christmas“ zurück in die Mutterstadt in good old Germany. Mit echten Weihnachtsmärkten, gutem Lebkuchen und gescheitem Glühwein. Wobei ich mich eigentlich noch mehr auf einen Döner und nen Kindl freue…

Dieses Jahr bin ich vorbildlich im Plan, was das Weihnachts-Shopping angeht. Familie ist überschaubar, also muss ich nicht arg viel besorgen. Trotzdem war ich in den letzten Jahren immer auf den letzten Drücker dran. Mein Highlight dieses Jahr ist ein cooles Rocketbook – Ein Notizbuch, entwickelt von einem Startup, welches die analoge mit der digitalen Welt verbindet. Man schreibt normal Notizen, anschließend digitalisiert man und kann dann die analogen Notizen wieder löschen, entweder mit Wasser oder in der Mikrowelle.

Finanzthema der Woche

“I’m a tariff man” – twitterte Donald Trump am Dienstag und stellte damit klar: A tariff man, will be a tariff man and does what a tariff man does. Anleger hatten am Montag noch überschwänglich auf einen vermeintlichen Waffenstillstand im Handelskrieg zwischen der VR China und den USA reagiert. Die Indices schlossen bei über 2% im Plus und Aktien von besonders durch drohende Zölle geplagte Unternehmen, wie Automobilhersteller, reagierten noch enthusiastischer. Daimler schoss über 5% in die Höhe.


Objektivere Beobachter waren verwundert, ob dieser Reaktionen. Schließlich gab es zum vermeintlichen Durchbruch im Handelsstreit kaum Details. Nur ein paar ominöse Tweets vom Herrn Präsidenten. Erstaunlich, welche Macht ein paar Kurznachrichten mittlerweile haben…

Donald ärgert sich vermutlich, ein solches Tool nicht schon früher gehabt zu haben. Immerhin wurde er bereits mehrfach der Marktmanipulation vor seiner Präsidentschaft bezichtigt. So soll er in Interviews Gerüchte zu bestimmten Unternehmen gestreut haben, an denen sein Erzeuger zufällig beteiligt war und diese Gelegenheit zum Handeln nutzte. Mit Twitter wäre das viel einfacher. „I love doing Yoga. I am an Under Armour man“ – boom plus 20% bei UA.

Naja, wie dem auch sei, am Tag danach hat auch die Wallstreet realisiert, dass es eigentlich keinen Fortschritt im Disput gibt, dafür aber reichlich andere dunkle Wolken am Horizont schlummern. Dazu kam dann noch die böse inverted yield curve. Heiß diskutiert am Dienstag, soll sie doch ein Anzeichen für düstere Zeiten sein!

Vor lauter Panik offenbarte sich allerdings auch, dass kaum jemand eigentlich weiß was eine umgekehrte Zinsstrukturkurve eigentlich ist, geschweige denn was sie bedeutet. Kurzum würde man üblicherweise erwarten, dass man für Staatsanleihen mit 30 jähriger Laufzeit mehr Zinsen erhält, als für 5 jährige Staatsanleihen. Das macht in einem gesunden wirtschaftlichen Umfeld Sinn, da Investoren grundsätzlich steigende Zinsen erwarten, da es der Wirtschaft gut geht und die Inflation steigt. Die Zinsstrukturkurve (yield curve) beschreibt den Zins-Unterschied zwischen langfristigen und kurzfristigen Anleihen. Wenn diese „inverted“ ist, sich also umkehrt, bedeutet dies, dass man für kurzfristige Anleihen mehr Zinsen erhält als für langfristige. Dies wird üblicherweise als Zeichen für eine sich abschwächende Wirtschaft gesehen.

Also Panik Modus aktivieren und alles verkaufen? Nee. Eine inverted yield curve ist nur einer von vielen Indikatoren. In der New York Times hieß es so schön: „Even if the more important parts of the yield curve flip to inversion, that doesn’t mean a recession will happen the next day. It has sometimes taken more than a year for a recession to occur after the yield curve inverts. There have also been false positives in the past, where the yield curve has inverted but no recession has followed, such as in 1966.”

Auf gut Deutsch: Ja, kann schon sein, dass seine Rezession folgt, vielleicht aber auch erst in einem Jahr unn vielleicht auch gar nicht. Man weiß es nicht. Eine Aussage also, die zu jedem Zeitpunkt in der Geschichte der Märkte gilt und daher eigentlich kaum Informationswert besitzt. Aber die Börse liebt nunmal ihre Mythen und Indikatoren und verdient daran gutes Geld. Privatanleger können derweil entspannt ihren Sessel inverten, sich ein Bier aufmachen, dieses in den Mund inverten und vor allem die Webseiten mit den Panik-Päpsten inverten.

Um zum Tariff Man zurückzukommen. Da gab es doch auch schon ein Lied von Elton John, oder?

„And I think it’s gonna be a long long time
Till touch down brings me round again to find
I’m not the man they think I am at home
Oh no no no I’m a Tariff Maaaaaaaan
Tariff Maaaaaaaan burning out his fuse up here alone
And I think it’s gonna be a long long time
And I think it’s gonna be a long long time
And I think it’s gonna be a long long time
And I think it’s gonna be a long long time
And I think it’s gonna be a long long time
And I think it’s gonna be a long long time
And I think it’s gonna be a long long time
And I think it’s gonna be a long long time”

Tweet der Woche

Bogle ist das Pin up-Girl des passiven Investments. Nur halt anstatt sexy zu sein, ist er ein intelligenter Investor. Er hat mit seiner Firma Vanguard Indexfonds vertrieben, bevor jemand wusste wie man ETF buchstabiert. Mit dem Zitat im Tweet der Woche ist eigentlich alles gesagt.

Sein Geld einem Fondsmanager anzuvertrauen, jedem Trend hinterher zu hecheln, zu meinen man sei schlauer als der Markt – das alles kostet sehr viel Geld. Ich glaube jeder muss sich an der Börse etwas ausprobieren. Je früher man allerdings merkt, dass man den Markt langfristig nicht schlagen kann, desto besser ist das für den langfristigen Vermögensaufbau.

Fuck You der Woche

Das Fuck You der Woche geht diesmal an die New York Times.

Anfang der Woche wollte ich mein Online-Abo der Times kündigen, weil mich das Webangebot nicht mehr so begeistert und ich kaum noch zum Lesen komme. Außerdem ist die Nachrichten-Diät ja in aller Munde und den Trend mag ich nicht verpassen.

Beim Abschließen der Mitgliedschaft hieß es natürlich „Cancel at any time“. So einfach war es am Ende leider nicht…

Zunächst muss man erstmal ewig suchen, bis man zum „cancel subscription“ Button findet. Aber glaube ja nicht, ein Klick auf diesen genügt. Dabei habe ich in letzter Zeit einen positiven Trend bei Kündigungen von Abos bei Online-Diensten festgestellt. Amazon Prime, Spotify, Netflix – all diese Dienste lassen sich relativ problemlos mit 1-2 Klicks abbestellen.

Nach dem Klick auf den angesprochenen Button, wurde ich natürlich gefragt ob ich denn wirklich kündigen möchte. Ja. Anschließend wurde mir offenbart, dass dies aber nicht sooo einfach sei. Es gibt zwei mögliche Optionen: Mit den Kundenservice chatten oder anrufen.

Leider sind gerade alle im Kundenservice beschäftigt, so dass man anrufen muss. Das ist der erste Schock. Ich meine hallo?! Das ist 2018, niemand telefoniert mehr.

Nach hin und her geklicke darf ich dann doch noch chatten. Zunächst mit einem Bot. Der nimmt mein Anliegen durch zielgerichtete Fragen auf. Gute Sache. Leider leitet er mich dann an Karhat weiter. Einen Menschen…ugh…

Karhat stellt mir dieselben Fragen nochmal. Fragt warum ich kündigen möchte und ob ich nicht doch dabei bleiben will. Nee.

Karhat leitet mich an Daran weiter. Daran ignoriert mich. Daran sagt mir er sei gleich bei mir. Daran stellt mir sämtliche Fragen nochmal.

Daran stellt mich in die Warteschleife. Er müsse erst meinen Account finden. Daran lässt mich 10 Minuten in der Warteschleife.

Daran fragt ob ich 8 Wochen Premium for free haben möchte. Nein, ich möchte kündigen.

Daran stellt mich in die Warteschleife.

Daran ist nach 10 Minuten wieder am Start und fragt ob ich nicht ein Abo nur für das Kreuzworträtsel haben möchte. Ich teile Daran mit, dass ich nicht an Kreuzworträtseln interessiert sei, da ich mich noch in meiner ersten Lebenshälfte befinde.

Daran stellt mich in die Warteschleife.

Daran fragt ob ich ein Abo für das Food Special abschließen möchte.

Ich bin ein geduldiger Mensch, der meist in sich ruht. Aber jetzt reichts. Ich frage Daran ob er mich fucking kidding möchte und sag er soll jetzt sofort mein fucking Abo fucking kündigen.

Daran beendet mein Abo und wünscht mir einen angenehmen Tag.

Thanks, Daran.

Das Buch der Woche

Schnelles Denken – Langsames Denken von Daniel Kahneman

Das Buch vom Nobelpreisträger Kahneman ist mitnichten ein Geheimtipp. Ein Bestseller aus dem Bereich der Wirtschaftstheorie hat allerdings Seltenheitswert. Das dürfte vor allem daran liegen, dass es Kahneman gelingt, Theorie anschaulich und spannend darzustellen.

Eigentlich handelt es sich auch eher um ein Buch über Psychologie. Kernfrage ist: „Wie treffen Menschen Entscheidungen?“ Die Kernthese von Kahneman stellt dabei auf zwei Systeme ab, die das Denken bestimmen. Ein „schnelles“ System, welches emotionale, instinktive Prozesse übernimmt und ein „langsames“ System, welches logischer agiert und sich mit komplexeren Denkprozessen befasst.

Anhand von spannenden Beispielen stellt Kahneman dar, wie die zwei Systeme beim Treffen von Entscheidungen interagieren und welche Rolle dabei kognitive Verzerrungen spielen. Solche Verzerrungen spielen auch bei Anlageentscheidungen (behavioral finance) eine wichtige Rolle.

Schnelles Denken, Langsames Denken“ ist auch ein super Weihnachtsgeschenk, ob an sich selber oder einen interessierten Verwandten.

Wie immer freue ich mich über Feedback, Kommentare oder gerne auch Link-Tipps für die nächste Ausgabe und verbleibe ansonsten mit besten Wünschen für ein angenehmes Wochenende!

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6 Kommentare

  1. Hallo Pascal,
    erst wenn man ein paar Monate im Ausland ist merkt man was man kulinarisch vermisst. (Bei mir: Spätzle, schwäbischer Kartoffelsalat, Laugenbrötchen – ist klar wo ich aufgewachsen bin, gell?)
    Viel Spaß also bei Döner und Kindl, und davor eine nicht zu stressige Zeit.
    Grüße!

    • Hi Noemi,

      so gescheites Laugengebaeck vermisse ich auch…

      Danke dir, hoffe du kommst ebenfalls stressfrei durch die Vorweihnachtszeit.

      Beste Gruesse

  2. Hi, die ’normale‘ zibsstruktur (je länger die laufzeit, desto höher der Zins ergibt sich aus der Überlegung zur Gegenwartspräferenz. Je länger ich auf mein Geld (und die damit verbundenen Konsummöglichkeiten) verzichten muss, desto höher muss der Zins als Entschädigung sein.
    Die inverse Zinskurve wird ao interpretiert: Die Marktteilnehmer glauben, dass die Zinsen kurzfristig wieder sinken werden. Dass tun sie, wenn die Wirtschaft schwächelt, also Rezension ins Haus steht (Zentralbank öffnet die Geldschleusen).

    Ich glaube jedoch, dass der Hunger auf Zinsen aktuell einfach sehr groß ist und wenn es endlich mal wieder langfristig was gibt, wird zugeschlagen.

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