AnotherWeek

Herzlich Willkommen zur neuesten Ausgabe von Another F*cking Week!

Da hab ich letzten Freitag meine Leser aus ihren Bunkern gerufen und kaum tanzen alle wieder fröhlich in der Gegend rum, macht es BOOM. Das nennt man wohl eine klassische „Bull-Trap“. Das Motto „Buy the fucking dip“ (in der Szene auch gerne als #BTFD referenziert) hat halt so seine Tücken. Insbesondere, wenn der Dip eher ein Waterfall ist. Aber macht nichts, geht auch wieder bergauf.

Auch wenn Market-Timing am Ende meist vergeblich ist und nie so viel Geld verloren wird, wie beim Warten auf den nächsten Crash, so freue ich mich dennoch eine Cash-Reserve zu haben um ggf. auf Einkaufstour beim Depotanbieter meiner Wahl zu gehen. Noch stehe ich allerdings mit ner Tüte Popcorn an der Seitenlinie und beobachte das rote Geschehen. In meinem Depot sieht es auch nicht schön aus, aber mei, langfristig passt das. Die einzige „grüne“ Aktie in meinem Depot am Mittwoch war übrigens die Telekom. Das man das noch erleben darf, ist dann aber auch was wert.

Finanzthema der Woche

Wem die Volatilität an den Märkten zu viel ist, man aber dennoch reich werden möchte, der mag geneigt sein zum Lottoschein zu greifen. Derzeit ist dies in den USA besonders vielversprechend. Schließlich gab es gerade erst einen neuen Rekord für den größten Jackpot in der US Lotto-Historie. Ein einzelner Spieler aus South Carolina darf sich über 1,5 Milliarden US-Dollar freuen. Wahnsinn!

Kaum vorstellbar, was man mit so viel Schotter anfangen würde. Tim Schäfer würde ganz klassisch das meiste vom Gewinn in Indexfonds stecken. Ich weiß ja nicht! Man könnte mit so viel Geld ja auch gleich ein ganzes Unternehmen erwerben. Liegt die Deutsche Bank eigentlich schon im Budget?

Selbstverständlich dürfte es den meisten Lesern klar sein, dass es wohl kein schlechteres Investment gibt, als einen Lottoschein. Das zeigt auch bereits die Historie der Lotterie. Diese ist nämlich äußerst spannend und es stellt sich heraus: Am Ende gewinnt immer der Staat.

Die ersten Lotterien wurden bereits im Alten China durchgeführt und dienten der Finanzierung der Chinesischen Mauer. Danach geriet das Instrument scheinbar in Vergessenheit, wurde aber dann gut dokumentiert von Queen Elizabeth I. im Jahre 1567 wiederentdeckt.

Die Queen hatte nämlich ein Problem. Die britischen Häfen waren in einem maroden Zustand, Brücken zerfielen und die königliche Marine erbat ein paar neue Schiffe. Da Elizabeth aber das ganze Geld für Tee, Guinness und Fish&Chips verprasst hatte (historisch umstritten), hatte sie nur zwei Möglichkeiten.

Die erste Option war eine Steuererhöhung. Aber das gemeine Volk mag keine Steuererhöhungen. Der Queen waren ihre Popularitätswerte indes enorm wichtig. Daher blieb nur Option Nummer Zwei: Gierige Idioten geben ihr Geld FREIWILLIG an das britische Königshaus. Was für ein perfekter Plan!

Das Mittel der Wahl: Eine Lotterie. Versprochen wurden 5.000 Pfund in Cash, goldene Teller und sogar ein paar Wandteppiche. Damals heißer Scheiß.

Allerdings hatte man noch nicht sooo viel Erfahrung mit der Lotterie und musste sich erst rantasten. Zunächst waren die Preise für ein Los nämlich so absurd hoch, dass kaum ein Brite ein Los kaufen wollte. Als Anreiz wurde Teilnehmern daher Straffreiheit für begangene Verbrechen gewährt, sollten sie ein Los erwerben. Das galt für alle Straftaten außer Mord, Hochverrat und Piraterie. Durchaus ein guter Deal für die ein oder andere zwielichtige Gestalt.

Was lernen wir daraus? Die Lotterie ist eine freiwillige Steuer für Bürger ohne grundlegendes mathematisches Verständnis.

Wer mehr über die Historie der Lotterie lernen möchte, dem empfehle ich einen NPR Podcast dazu.

Tweet der Woche

Ah ja, Marktpsychologie ist etwas ungemein faszinierendes. Aus dieser Perspektive war die vergangene Woche äußerst spannend und ich glaube die kommenden Wochen werden für Connaisseure des Behavioral Finance noch einiges im Ärmel haben. Genauso wie jeder Ehemann die treueste Seele der Welt ist, solange bis Angelina Jolie entkleidet im Schlafzimmer wartet, ist jeder Privatanleger grundsätzlich „langfristig orientierter Investor“, dem Marktkorrekturen rein gar nichts anhaben können. Buy-and-hold rules. Bis die roten Prozentzahlen wachsen und wachsen und die Panik den Verstand auffrisst.

Der Tweet der Woche spiegelt dies wunderbar wider. Solche emotionalen Erfahrungen, wie die Angst eine Menge Geld zu verlieren, lassen sich nicht simulieren. Anleger, die in den letzten Jahren mit dem Investieren begonnen haben, haben nur die rosigen Seiten des Marktes kennengelernt. Hier hilft es sicherlich, sich eine Investmentphilosophie anzueignen und sich diese mantraartig einzutrichtern. Und selbst dann gibt es keine Garantie dafür, dass man am Ende durchhält.

Im Bullenmarkt ist ETF-Anlegen langweilig. Man sieht die rasanten Kursgewinne bei Amazon und Co. und würde insgeheim gerne das nächste Apple finden. Man fühlt sich ermutigt ins Risiko zu gehen, schließlich kennt der Markt scheinbar nur eine Richtung.

Im Zuge von Korrekturen jedoch, hat das indexbasierte Investieren viele Vorteile. Psychologisch hat es den Vorteil, dass die roten Zahlen scheinbar nicht so extrem sind. Man gerät nicht so sehr in Versuchung einzelne Titel auf den Prüfstand zu stellen. Einzelne Reißlinien sind schnell gezogen, doch wenn das Depot nur aus 2-3 ETFs besteht, lässt man das eher laufen. Man ist gar nicht so verlockt, andauernd ins Depot zu starren. Vermutlich auch ein Grund, warum langfristig kaum ein Investor den Markt schlagen kann…

USA Lektion der Woche

Leben und arbeiten in New York City geht mit einer Vielzahl an neuen Erkenntnissen einher. Jede Woche möchte ich eine davon vorstellen.

Es ist ein absolutes Stereotyp: Der Deutsche und seine Obsession mit gutem Brot. Dunkel soll es sein. Frisch gebacken. Eine Kruste muss dran sein. Und bitte nicht süß. Wenn der Deutsche im Ausland über Brot redet, kommt er schnell als Snob daher. Läuft als Tourist in Sandalen und „I <3 NY“ T-Shirt unter der Jack Wolfskin Jacke rum aber wenn es ums Brot geht, wird er zum Feinschmecker von Welt. Leider ist an den meisten Stereotypen aber auch immer ein Funke Wahrheit dran…

Ich habe festgestellt: Ich bin ein Brot-Snob. In New York City gibt es wahrscheinlich die größte kulinarische Vielfalt auf der ganzen Welt. So divers wie seine Einwohner, ist auch das Angebot an Restaurants in dieser Stadt. Ich probiere mich da gerne durch. Und dennoch vermisse ich eines sehnlichst: Ein leckeres frisches Krustenbrot.

Bei den vielen deutschen Expats in der Stadt, sollte man meinen, es würde irgendwo zwischen Brooklyn und der Bronx eine deutsche Bäckerei geben. Meine Recherchen ergaben, dass vor einigen Jahren gar eine schwäbische Bäckerei in Manhattan ihre Pforten öffnete. Sie scheint aber mittlerweile schon wieder geschlossen zu sein. Schade, als Exil-Berliner hätte ich gar eine Ausnahme gemacht und wäre mit großer Freude zum Schwaben gegangen.

Stattdessen etabliert sich im Untergrund der deutschen Expats ein geheimes Informationsnetzwerk, welches ständig die neuesten Erkenntnisse zum Thema „Brot“ kommuniziert. So war ich auf Dienstreise in Pennsylvania und fand vermeintlich deutsches Brot im Supermarkt. Sogar das Label war auf Deutsch! Doch enttäuscht musste ich eine Warnung in das Netzwerk geben: Es handelte sich um ein unverschämtes Fake-Produkt. Dunkel durch Zugabe von Molasse und von der Textur her eher Toast als Brot.

Brot von WholeFoods soll laut neuesten Informationen ganz gut sein aber kostentechnisch eher edel. Doch es besteht Hoffnung. Von einer Bekannten wurde mir die Woche geheimnisvoll eine braune Papiertüte zugesteckt. Darin: Vier Scheiben Roggenbrot. Sie hatte das Brot bei einem polnischen Bäcker entdeckt und hielt es für vielversprechend. Sie wollte jedoch den Rat eines Experten einholen. Also bin ich ab nach Hause und habe zum Abendbrot etwas (europäische) Butter auf das Brot gegeben und reingebissen.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Wahrlich vernünftiges Brot. In nächster Zeit werde ich also mal zu meinem neuen polnischen Dealer nach Greenpoint in Brooklyn fahren. Mal sehen, was er noch so im Sortiment hat…

Das Fuck You der Woche

Der Award Fuck You der Woche war eine beliebte Kategorie auf fyoumoney. Die Awardverleihung an Mick Knauff ist noch immer einer der meistgeklickten Artikel. Verliehen wurde der Award regelmässig an den grössten Non-Sense in der Finanzszene.

Diese Woche geht der Award an den „Shitstorm“, den SPD-Politikerin Sawsan Chebli diese Woche ertragen musste. Zum Hintergrund, für diejenigen, die aus gutem Grunde diesen Bereich der „sozialen“ Medien und den Boulevard-Teil der Nachrichten meiden, sei die Sache wie folgt zusammengefasst: Auf Facebook ist ein vier Jahre altes Foto der Sozialdemokratin Sawsan Chebli aufgetaucht, welches sie zu ihrer Zeit als Mitarbeiterin im Außenamt zeigt. Die Krux an der Sache: Sie trägt eine Rolex Uhr. Kostenpunkt 7.300 Euro. Das Bild trug die Unterschrift: „Alles was man zum Zustand der deutschen Sozialdemokratie 2018 wissen muss.“

Daraufhin kam es zu einem massiven Shitstorm, frei nach dem Tenor „Was erlaubt sich eine Sozialdemokratin, vermeintliche Anwältin der Arbeiterklasse, mit so einer Protzuhr herumzuwackeln, während es anderen Menschen in diesem Land schlecht geht!?“. Von einer Linken wurde mehr Taktgefühl erwartet. Wobei dies gediegen ausgedrückt ist. Die tatsächlichen Kommentare unter dem Beitrag waren geprägt von Beleidigungen, Drohungen und persönlichen Angriffen.

Die Debatte ist dabei eine typisch deutsche. Geprägt von Neid, Missgunst und einem traurigen Verhältnis zu Wohlstand und vermeintlichen Eliten. Frau Chebli, ohne Zweifel erfolgreiche Politikerin und selber aus armen Verhältnissen stammend, wird an den Pranger gestellt, weil sie eine Luxusuhr trägt. Dabei soll sie doch als Sozialdemokratin für die Armen und Schwachen in diesem Land eintreten. Ein vermeintlicher Widerspruch, der aggressive Reaktionen hervorbringt.

Hierin ein Widerspruch zu erkennen, könnte Deutscher nicht sein. Wer Armut bekämpft, muss auch arm sein? Was für ein Schwachsinn! Zum Einen lassen sich Veränderungen am Besten aus einer Position der Stärke heraus anstoßen, zum Anderen braucht Veränderung Vorbilder. Frau Chebli zeigt exemplarisch, wie harte Arbeit ihre Lebensumstände zum Besseren geändert haben. Soll sie sich dessen schämen und sich in einem Kartoffelsack kleiden? Nicht nur würde damit niemanden geholfen sein, es wäre auch eine absolute Farce. Als Staatsdienerin ist Frau Cheblis Gehalt öffentlich bekannt: 9.400 Euro brutto im Monat. Das ist kein Geschenk, keine Wohltat des Staates sondern ihr Gehalt für ihre Arbeit als Staatssekretärin. Ein Posten, der von jahrelanger Arbeit zeugt und eine große Portion Verantwortung mit sich bringt.

Doch es geht gar nicht darum, ob ihr Gehalt angemessen ist. Frau Chebli wird vorgeworfen durch ihren Hang zu Luxusuhren die Verbindung zu ihrem Wählerklientel verloren zu haben. Ist das so? Eine traurige Vorstellung, dass ein paar Euro mehr auf dem Konto und eine Uhr politische Ideale verdrängen würden…

Tatsächlich geht es wohl auch gar nicht um eine Rolex. Das 7.300 Euro Modell ist im Verhältnis nicht mehr als ein Mittelklassemodell. Wenn sich eine Politikerin mit ihrem Verdienst gerne eine solche Uhr gönnen möchte, dann steht ihr frei dies zu tun. Frau Chebli wird nämlich nicht nur zur Zielscheibe eines Shitstorms, weil sie SPD-Politikerin mit einer Rolex ist, sondern viel eher, weil sie zudem a) eine Frau ist, b) Muslima und c) eine Rolex ein überbewertetes Symbol ist. Würde sich ein männlicher Kollege einen Audi kaufen, welcher beim Verlassen des Autohauses mehr an Wert verliert, als Frau Cheblis Rolex wert ist, würde niemand etwas sagen.

Frau Chebli kann auf ihren Werdegang stolz sein. Und wenn sie dies durch den Erwerb einer Rolex zum Ausdruck bringen möchte, so ist das ihre Sache. Was ist sozialdemokratischer, als ein muslimisches Mädchen aus geringen Verhältnissen, welches durch harte Arbeit Staatssekretärin wird und sich eine Rolex leisten kann? Diese Chancengleichheit bereitzustellen sollte das oberste Ziel von angewendeter Sozialdemokratie sein. Tausenden Kindern in ähnlichen Verhältnissen wird sie eher als Vorbild dienen, als Parteifreunde, die sich im C&A Anzug plakativ beim Currywurst-Essen ablichten lassen um ihre vermeintliche Nähe zum gemeinen Arbeiter darzustellen.

Weder würde ich mir eine Rolex kaufen, noch stehe ich der SPD nahe. Aber dieser Shitstorm ist einfach nur traurig und lächerlich.

Das Buch der Woche

Wer während diesen volatilen Zeiten etwas moralischen Support braucht und ein erfrischend entspannten Blick auf den Vermögensaufbau wagen möchte, dem kann ich eines meiner absoluten Lieblingsbücher ans Herz legen.


„The Simple Path to Wealth“ von JL Collins hat meine Investitionsphilosophie entscheidend geprägt. Es ist ein so entspannter und simpler Blick auf den Vermögensaufbau, dass sich das Buch insbesondere für Einsteiger eignet aber auch erfahrene Anleger, mit einem Hang zum Indexinvestment (oder diejenigen, die es noch werden wollen), werden daran ihren Spaß haben. Die notwendigen technischen Elemente des Investierens werden in leicht verdaulichen Häppchen serviert und motivieren zum Selbermachen.

Wer es lieber auf Deutsch hat, dem kann ich sicherlich auch das Buch vom Finanzwesir empfehlen, welches in eine ähnliche Kerbe schlägt.

Wie immer freue ich mich über Feedback, Kommentare oder gerne auch Link-Tipps für die nächste Ausgabe und verbleibe ansonsten mit besten Wünschen für ein angenehmes Wochenende!

Würde mich ebenso freuen, wenn du dich für den Newsletter eintragen würdest!

Cheers.

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6 Kommentare

  1. Hallo Pascal,

    dein neues Format ist der Hammer. Freue mich jeden Freitag drauf !
    Da ich zu „(den)jenigen, (gehöre) die aus gutem Grunde diesen Bereich der „sozialen“ Medien und den Boulevard-Teil der Nachrichten meiden“ war das Neu für mich 🙂 Sehr treffend zusammengefasst !

    LG
    Niklas

  2. Ich bin so froh auf dich und deinen Newsletter gestoßen zu sein. Dank Twitter! Dass man durch Weiterbildung und Fleiß reich wird, statt durch Lottospielen habe ich zum Glück schon vor Längerem begriffen 🙂 …P.S.: selbst in Deutschland bin ich immer froh für jeden Tipp für gutes krustig frisches Schwarzbrot 😀 Kann ich also sehr gut nachvollziehen..

  3. Würde sich ein männlicher Kollege einen Audi kaufen, welcher beim Verlassen des Autohauses mehr an Wert verliert, als Frau Cheblis Rolex wert ist, würde niemand etwas sagen.

    Perfekt auf den Punkt gebracht. Danke für deinen erfrischenden Blog und die neue kurzweilige Rubrik. Gute Arbeit!

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