Fyoumoney goes USA – Leben und Investieren in NYC

Abenteuer NYC

Eine ganze Zeit lang gab es nichts Neues hier auf Fyoumoney.de – Und glücklicherweise lag das nicht etwa daran, dass mein Portfolio implodiert ist und ich mich daher lautlos aus dem Staub gemacht habe…

Im Gegenteil, ich bin ins Herz der Finanzwelt gezogen: New York City. Jobbedingt ergab sich die Möglichkeit in die USA zu ziehen und dort zu arbeiten. Da dies natürlich ebenfalls mit sich bringt, mit Tim S. einem der grossen aus unserer Mitte näher zu sein, konnte ich mir diese Gelegenheit selbstverständlich nicht entgehen lassen.

Dadurch waren die letzten Wochen/Monate vor allem durch Papierkram, Visum, Auszug, Umzug, Bürokratie, Abschiedsfeiern und so weiter und so fort geprägt. Für den Blog blieb leider nur wenig Zeit.

Auswandern und Sparen

Um der Thematik meines Blogs treu zu bleiben, werde ich in der nächsten Zeit weniger über tolle Restaurants und Events im Big Apple berichten und mich dafür lieber darauf beschränken, wie das Auswandern meine Spar- und Investitionsambitionen beeinflusst.

Ich hoffe das trifft auf Interesse!

Die ersten Eindrücke

Klar, NYC ist eine tolle und aufregende Stadt. NYC ist vor allem aber auch eines: Verdammt teuer. Meine Umzugskosten hielten sich glücklicherweise in engem Rahmen, da der Arbeitgeber den Grossteil davon uebernommen hat. Das war also schonmal eine gute Hilfe.

Angefangen wehzutun hat es dann bei der Entscheidung für eine Wohnung. Manhattan habe ich relativ schnell von der Liste gestrichen. Einfach zu teuer und mir persönlich die Sache nicht wert. Ich lebe lieber etwas ausserhalb des ultimativen Trubels. Letztlich haben wir uns für eine kleine Wohnung in Astoria, Queens entschieden. Klein aber gute Anbindung und die Nachbarschaft scheint sehr nett zu sein. Mit 1.500 USD warm für zwei Leute auch noch gut bezahlbar. Also für NYC Verhältnisse…

Dazu kommen noch viele andere Bereiche des Lebens, die deutlich mehr Dollar aus meiner Tasche ziehen, als das im guten billigen Berlin der Fall gewesen ist. Lebensmittel sind deutlich teurer. Dagegen gibt es Restaurants für jeden Geldbeutel. Möbel, Elektronik und so weiter scheinen mir in vielen Fällen allerdings eher günstiger zu sein.

Die ersten Tage auf Arbeit – Wichtige Investitionsentscheidungen

Meine ersten Tage auf Arbeit waren vor allem von administrativen Tätigkeiten geprägt. In den USA sind Entscheidungen hinsichtlich sozialer Absicherung und Vorsorge deutlich individueller als in Deutschland. Daheim habe ich mir darüber keinerlei Gedanken gemacht. Gesetztlicher Krankenversicherung beigetreten und an den Abgaben für die Rentenkasse und sozialen Leistungen konnte ich ohnehin nichts ändern. Also hatte ich die Abgaben für die Rente gedanklich schonmal abgeschrieben (die Chance davon mal was wieder zu sehen, halte ich für eher gering) und habe die Vorsorge dann in die eigenen Hände genommen. Natürlich vom Netto-Gehalt.

Hier musste ich die ersten Tage eine Reihe an Entscheidungen treffen. Diese waren wiederrum mit stundenlanger Recherche verbunden, da mir das US System nur beiläufig bekannt war.

  1. Krankenversicherung
    One-Size-Fits-All gibt es hier nicht. Der Arbeitgeber hat einen Vertrag mit einer Versicherung, die wiederrum drei Policen zur Auswahl stellt. Diese unterscheiden sich im Wesentlichen hinsichtlich der maximalen Zuzahlungen für Leistungen, der Cap-Grenze im Ernstfall und der monatlichen Beiträge. Monatlich zahle ich so weniger als läppische 40 USD. Das kann aber schnell mehr werden, wenn man öfter zum Arzt geht. Vorsorgeuntersuchungen sind allerdings inklusive. Dazu gibt es einen sogenannten Health Savings Account (HSA). Auf diesen Account kann man monatlich vom Vorsteuereinkommen Beiträge leisten. Der Arbeitgeber leistet ebenfalls Zahlungen. Verwenden kann man dieses Geld dann für Arztrechnungen usw. Das tolle daran: Wenn man den Account nicht verwendet (was ja das Ziel ist) und die Einzahlungen sich auf über 1.000 USD summieren, kann man das Geld investieren. Ein cooles und steuerfreundliches Vehikel. Wie sozial ist das Gesundheitssytem? Nun, das ist natürlich eine ganz andere Frage.
  2. Rente / Vorsorge
    Soweit ich es bisher einschätzen kann, ist das Rentensystem in den USA mit dem deutschen nicht zu vergleichen. Eine richtige gesetzliche Rentenversicherung scheint es nicht zu geben. Dafür gibt es eine Vielzahl an Vehikeln für den Vermögensaufbau. Auch hier gilt: Jeder muss selber entscheiden.Bei meinem Arbeitgeber gibt es einen sogenannten 401k Sparplan. Dieser ist steuergünstig, da Einzahlungen vom Bruttolohn getätigt werden. Dazu kommt, dass der Arbeitgeber bis zu einer gewissen Grenze die Beitrage „matched“. Wie viel man prozentual von einem Lohn einzahlt, bleibt jedem selbst überlassen. Sinnvoll ist es allerdings mindestens das maximale Matching mitzunehmen. Alles andere wäre verschenktes Geld. Positiv ist auch, dass man selber entscheidet, wo besagtes Geld investiert wird. Man kann die Beiträge prozentuell auf eine ganze Liste an Fonds aufteilen. Bei meinem Arbeitgeber stehen bestimmt 30 Fonds zur Auswahl (ratet mal wohin ich meine $$$ allokiert habe…). Ich persönliche finde dieses System gut. Es unterstreicht Eigenverantwortung. Man muss sich mit seinen Vorsorgeentscheidungen aktiv auseinandersetzen. Auf den Brief von der Rentenkasse zu warten und grosse Augen zu machen reicht nicht aus. Zudem kann ich jederzeit den Stand meines Accounts abrufen (derzeit: 0.00 USD). Aber klar, nicht jedem gefällt es sich damit so viel auseinandersetzen zu müssen. Auf den 401k lässt sich erst ab einem bestimmten Alter zugreifen. Davor drohen Abzüge. Es sei denn, man möchte das Geld nutzen um bspw. nochmal zur Uni zu gehen oder ähnliches.
    Positiv ist ausserdem, dass die USA und Deutschland ein Uebereinkommen im Sozialversicherungssystem unterschrieben haben. Geleistete Dienstjahre in den USA, werden mir also auch bei der Rentenversicherung in Deutschland angerechnet, wenn ich wieder zurueck ziehe.
  3. Sonstiges
    Die Vielzahl der Systeme habe ich noch nicht ganz überblicken können. Dazu bestimmt bald mehr. Der Arbeitgeber bietet z.B. noch einen Wealth-Builder-Account an. Hier zahlt der Arbeitgeber monatlich ebenfalls Geld ein. Die Krux: erst nach einer bestimmten Anzahl an „Dienstjahren“ hat man Anspruch auf dieses Geld. Desweiteren gibt es Geld, wenn man bestimmte „healthy choices“ macht, wie regelmässig Sport zu treiben, zur Vorsorge zu gehen etc. Ebenso gibt es die Möglichkeit Pendlerkosten, wie die Monatskarte, vom Vorsteuergehalt zu bezahlen.
  4. Steuern
    Erster Eindruck: Deutlich geringer. Wobei ich das noch nicht ganz überblicken kann. Das Steuersystem ist nicht eben einfacher als das deutsche. So werden je nach Bundesstaat noch zusätzliche Steuern erhoben. NYC erhebt auch nochmal eine Sondersteuer (als ob das Leben hier nicht ohnehin schon teuer genug ist…). Ich werde dazu mal nach ein paar Monaten und spätestens nach dem ersten Tax Filing berichten.

Zwischenfazit

Was bedeutet der Umzug in die USA für meine finanziellen Ambitionen? Gefährdet das Leben in einer der teuersten Städte der Welt eventuell sogar das ultimative Ziel der finanziellen Freiheit?

Kurzum: Ich kann es noch nicht abschätzen. Mein erster Eindruck ist, dass die Stadt definitiv deutlich teurer ist als Berlin. Nicht vergleichbar. Dahingegen sind die Löhne höher und mir bleibt am Ende des Monats mehr von Brutto-Lohn übrig.

Ich plane in den nächsten Monaten Einnahmen und Ausgaben zu tracken um dann eine bessere Einschätzung geben zu können. Meine (naive) Annahme lautet, dass ich meine Sparquote halten kann. Eventuell wird sie leicht sinken. Aber mei, abwarten und schauen.

 

Cheers.

 

10 Kommentare

  1. Viel Erfolg bei diesem Step! Klinngt jetzt schon nach einer coolen Erfahrung. Die 40€ für die KK klingen allerdings nach erschreckend wenig. Wie hoch kann der Beitrag im Worst Case steigen?

    • Hi Ex-Studentin, Gruess dich!

      Wie hoch die Kosten steigen koennen, haengt auch wieder von der gewaehlten Police ab. Ich glaube bei meinem Modell liegt der Cap bei 7.000 USD.

      Beste Gruesse
      Pascal

  2. Also hast du good old Germany (Berlin) mal kurzerhand den Dicken gezeigt und bist ausgewandert 🙁
    Bin erst seit kurzem hier auf dem Blog. Wäre schön, wenn du trotz der USA, die Thematik hier in Deutschland nicht aus den Augen verlierst:)
    Btw. Welche Jobbezeichnung trägt dein Beruf – du machst sicher was im Finanzbereich?
    Beste Grüße und viel Erfolg!

    • Hi Bralor,

      klar, werde auch weiterhin aus der deutschen Sicht einiges beitragen – willkommen auf dem Blog 🙂
      Ich berate Unternehmen im Bereich Accounting.

      Beste Grüße
      Pascal

  3. Hi.

    Die USA haben ein vergleichbares System zur deutschen Rente: Es heisst „Social Security“ und das ist sozialer als die deutsche Rente, da die damit aufgebauten Rentenanwartschaften nicht linear ansteigen, sondern degressiv und damit zu Beginn sehr steil.

    Dein Arbeitgeber zahlt dort automatisch fuer Dich ein.

    Bezueglich 401k wuerde ich definitiv immer das absolut moegliche Maximum einzahlen (aktuell $18.500 im Jahr). Das Geld kann dort waehrend der naechsten Dekaden steuerfrei wachsen und das selbst, falls Du mal nach Deutschland zurueck kommst.

    Falls Du das Geld vor Deinem 59.5 Lebensjahr entnehmen willst (was Bloedsinn ist, wenn Du noch Vermoegen anderswo hast), kannst Du die 10% Strafzahlung darauf vermeiden, indem Du es nach einem Arbeitgeberwechsel kostenlos in einen ebenfalls steuerfreien Roth IRA rollst und dort dann nach 5 Jahren absolut steuerfrei entnehmen kannst.

    401k sind super und fuelle diesen so schnell und so stark auf, wie nur irgend moeglich.

    Viel Spass in den USA!

    • Hi Maschinist,

      danke für deine ausführliche Antwort! Du scheinst dich ja gut mit dem US-System auszukennen. Hast du mal hier gelebt?

      Interessant, das mit dem amerikanischen Rentensystem war mir so nicht bewusst. Macht aber Sinn und die Social Security Number habe ich auch bereits erhalten.

      Danke auch für den Tipp mit dem Roth IRA. Klingt nach einer guten Option. Mein Ziel ist es natürlich das Geld nicht vor dem 60ten Lebensjahr abzuheben. Aber man weiß ja nie.
      Da du dich so gut auskennst, hätte ich noch zwei Fragen:
      1) Ich habe zwei Optionen Beiträge zum 401k zu leisten: Pre-tax oder Post-tax. Der Betrag den ich Pre-tax leisten kann ist gedeckelt. Ich vermute es macht Sinn, so viel wie möglich pre-tax einzuzahlen, da nur so der positive Steuereffekt ausgenutzt wird, oder? Post-tax Beiträge zu leisten, macht aus meiner Sicht nicht so viel Sinn. Die kann ich ja auch selber anlegen und habe dann besseren Zugriff darauf. Einziger Nachteil ist, dass ich die Steuern nachzahlen müsste, wenn ich eine frühe Auszahlung möchte. Aber das ist, wie gesagt, ja nicht das Ziel.

      2) Weißt du, wie das funktioniert, wenn ich wieder zurück nach D ziehe? Ich weiß noch nicht wie viele Jahre ich hier sein werde. Kann ich bei einem Umzug das Geld einfach bis zum 60ten Lebensjahr im 401k/Roth belassen und später aus D abrufen?

      Danke dir schonmal!

      Beste Grüße
      Pascal

  4. Hi Pascal,

    ja ich habe fuenf Jahre bei Washington DC gelebt.

    401 k auf jeden Fall Pre Tax machen. Das ist unversteuertes Bruttogeld. Spaeter als Rentner ist Deine Steuerbelastung fast immer geringer als jetzt.

    In Deutschland werden diese US 401K auch erst bei der Entnahme besteuert, dass heisst Dein Geld kann dort bleiben und dann jahrzehntelang steuerfrei wachsen und wenn Du es nach einem Arbeitgeber in einen Roth gewechselt hast, koenntest Du dort sogar steuerfrei handeln.

    Also unbedingt jaehrlich die Hoechstumme von aktuell 18.500 USD plus Company Match dort hinein. Ich wuerde sogar versuchen, dass noch im Steuerjahr 2018 ganz aufzufuellen. Lebe dieses Jahr z.B. von gespartem Geld und mach den 401k voll.

    Ich wuensche Dir viel Spass in den USA. Ein fantastisches Land!

    • Hi Maschinist,

      klingt cool! In DC war ich vor 2 Jahren mal und fand es super. Etwas mehr “laid back” als NYC aber nicht weniger interessant.

      Besten Dank dir für die Tipps zum 401k! Echt sehr hilfreich. Dann werde ich in der kommenden Sache gleich mal entsprechende Entscheidungen treffen.

      Viele Grüße
      Pascal

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